Auch wenn „Big Orange“ Tel Aviv nur 50 Quadratkilometer groß ist, alles zu Fuß abklappern wird dann schon anstrengend. Darum ist das Fahrrad eine praktische und umweltfreundliche Variante um Tel Aviv zu erobern.
Gerade in den beiden Covid-19 Jahren wurden Dutzende Kilometer Radwege hinzu gebaut, und ständig werden es mehr – inzwischen über 200 Kilometer! Wir sind noch nicht Münster, aber langsam werden wir hier konkurrenzfähig. Auch die Tempo 30 Zonen sind massiv ausgeweitet worden, und gut erkennbar an der Markierung auf dem Asphalt.
Wo bekomme ich mein Rad her?
Zahlreiche Pensionen und Hotels haben kostenlose Räder für ihre Gäste, meistens nach dem Prinzip, wer zuerst kommt – Glück gehabt. Denn im Allgemeinen ist die Nachfrage deutlich größer als das Angebot. Weiterhin gibt es zahlreiche Fahrradgeschäfte mit Verleih-Option, sowie reine Verleiher, die online gebucht werden können und am Schabbat und Feiertagen geöffnet sind, zum Beispiel: Polepostion
Eine weitere Möglichkeit sind die städtischen Tel-o-Fun Räder - die grünen als Standardrad und die blauen als E-Bike. Allerdings sollte man sich hier unbedingt das „Kleingedruckte“ durchlesen, denn sonst kann daraus schnell ein teurer Spaß werden. Hier einmal das Wesentliche: Man benötigt eine internationale Kreditkarte (EC-Karte geht nicht), als Sprache Englisch wählen, als ID Nr. eine 9-stellige Nummer der Wahl eingeben, Handy Nummer (sollte bitte die richtige sein), 4-stelliger Code nach persönlicher Wahl. Den Beleg aus dem Automaten gut aufbewahren um eventuelle Probleme lösen zu können.
Die Gebühren sind wie folgt: Grünes Rad ILS 3 Grundgebühr, pro Minute ILS 0,30 (Schabbat ILS 0,50) Blaues E-Bike ILS 6 Grundgebühr, pro Minute ILS 0,60(Schabbat ILS 0,80) Also bei 5 Stunden sind das locker mal ILS 90, und dann ist ein Fahrradverleiher nicht teurer. Denn diese Räder sind für Einheimische gedacht um mal schnell irgendwo hinzukommen, und nicht für Touristen im Tagesverleih. Zum erneuten los-schließen am Automaten immer Kreditkarte und nicht den Bar-Code nehmen, denn mit dem gibt es mitunter Macken.
Die absolute Mehrheit der israelischen Räder hat keine Rücktrittbremse, sondern am Lenker rechts eine Hinterrad-, und links eine Vorderradbremse (die nur im Notfall zusammen mit der Hinterradbremse verwenden!!!). Darum es langsam angehen lassen, bis man sich an die Lenkerbremsen gewöhnt hat.
E-Bike, Scooter, Segway & Co
Sehr populär bei Einheimischen und Gästen sind die Scooter mit E-Motor – ich mag sie gar nicht! Einmal besteht für alle eine Helmpflicht, und Tel Aviv ist flach wie ein Pfannkuchen – somit eine Standardgangschaltung reicht locker aus. Und wichtig: Fahren auf Fußwegen ist strikt verboten, wird man erwischt sind ILS 1000 fällig, hat man keinen Helm, dann kommen noch einmal ILS 1000 hinzu (insgesamt € 565) - also ein kostspieliges Vergnügen.
Die wichtigsten Regeln
Bevor man nun in die Pedalen tritt und sich die Mittelmeerbrise um die Nase wehen lässt, hier die wichtigsten Vorschriften:
1. Fahren auf dem Fußweg verboten, aber Polizei und Knöllchenverteiler der Stadt tolerieren es bei nicht motorisierten Scootern und Fahrrädern, sofern kein Radweg vorhanden ist. Allerdings ist absolute Rücksicht auf Fußgänger notwendig, und beim Unfall hat dann der Radfahrer Schuld.
2. Helmpflicht für Kinder immer, und bei allen E-Motor Varianten auch für Erwachsene.
3. Handynutzung verboten, ILS 1000 Bußgeld
4. 2 Ohrstöpsel verboten (einer ist erlaubt), ILS 1000 Strafe
5. Als Fußgänger auf dem Radweg gehen kostet ILS 100, wird aber leider fast nie verhängt
Geführte Radtour oder lieber auf eigene Faust?
Das ist Geschmackssache, allerdings viele der preisgünstigen Gruppentouren sind mehr eine sportliche Aktivität, und nicht eine Stadtführung per Fahrrad. Eine geführte Fahrrad-Stadtführung sollte maximale Größe von 8, besser nur 6 Teilnehmern haben. Noch besser natürlich eine private Tour, wobei die persönlichen Interessen, das Tempo und die Pausen individuell angepasst werden. Vorteil ist, dass der Guide selbstverständlich die optimale Radstrecke kennt und der Teilnehmer es dadurch deutlich bequemer und informativer hat.
Hier mal der Link zu einer Radweg-Karte (leider nur auf Hebräisch). Die Farben bedeuten bestehende Radwege, Radwege geplant/im Bau, gefährliche Straßen. Rosa Bereich ist ein Hügel, während dunkel rosa auf eine Absperrung/Baustelle oder enge Passage hinweist, und hellblau markieren dieTempo 30 Zonen.
Und jetzt, auf geht’s, denn der Drahtesel benötigt immer einen kräftigen Tritt, und keine Gnade für die Wade!
Lust auf eine geführte Fahrrad-Stadführung mit mir? Dann schauen Sie sich bitte mal die Touren auf meiner Webseite an.
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