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  • AutorenbildIsrael Reiseleiter

Kapernstrauch im Judentum und Christentum

Aktualisiert: 5. Mai 2023

Jetzt, wo der Sommer vor der Tür steht, beginnt auch wieder die Grillzeit, und da darf der Kartoffelsalat, gewürzt mit Kapern, natürlich nicht fehlen. Aber was sind denn eigentlich diese komischen kleinen oliv- bis bläulich-grünen Kapern?


Die Botanik

Beginne ich mal mit vielleicht etwas langweiliger Botanik.

Der "Dornige Kapernstrauch" (Capparis spinosa), auch als "Echter Kapernstrauch" bekannt, gehört zu den Kapernsträuchern in der „Mischpoche“ der Kaperngewächse (Capparaceae). Er ist ein dorniger und wildwachsender Strauch, der in karger Erde, zwischen Mauerritzen, Steinwänden und Felsen sich durchschlägt.

Je nach Wachstumsbedingungen können die Sträucher sage und schreibe bis zu 2 Meter Höhe erreichen, obwohl die meisten es nur auf knapp die Hälfte schaffen. Dafür geht es in die Breite von bis zu maximal 4 Metern. Die Lebensdauer liegt so zwischen 30 bis 50 Jahre.

Das Verbreitungsgebiet der Kapernsträucher ist der gesamte Mittelmeerraum, hier liegt auch ihr Ursprung. Je nach Standort werfen sie im Winter die Blätter ab, zum Beispiel in Jerusalem, und an warmen Plätzen sind sie immergrün, zum Beispiel auf Masada oder in der Oase Ein Gedi am Toten Meer. Die Blätter sind bläulich-grün, ähnlich wie die Blätter zahlreicher Eukalyptusbäume. Die Nebenblätter entwickeln sich zu kleinen nach innen gerichteten fiesen Dornen.

Die etwa erbsengroßen weißlichen und leicht duftenden Blütenknospen sind Zwitter – Männlein und Weiblein. Die Blüte mit ihren 4 Blütenblättern öffnet sich bei Sonnenaufgang, und dann schon anfängt innerhalb der nächsten paar Tage völlig zu verwelken. Bis zu 100 lange violette Staubblätter sprießen hervor. Die Blütezeit beginnt hier in Israel im April und geht bis Ende Juli.

Nach dem Bestäuben wird bildet sich eine fleischige 2,5 bis 5 cm lange ovale Kapsel, die mehrere Samen beherbergt – der Kapernapfel. Wenn sie im Hochsommer zur Vollreife gelangt ist, platzt sie auf und gibt die Samen frei.


Die Kaper in der Bibel

Die Frucht des Kapernbusch ist im Alten Testament nur einmal erwähnt. In Prediger 12:1-8 heißt es:


Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht«; ehe die Sonne und das Licht, der Mond und die Sterne finster werden und die Wolken wiederkommen nach dem Regen, – zur Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen und müßig stehen die Müllerinnen, weil es so wenige geworden sind, wenn finster werden, die durch die Fenster sehen, wenn die Türen an der Gasse sich schließen, dass die Stimme der Mühle leise wird und sie sich hebt, wie wenn ein Vogel singt, und alle Töchter des Gesanges sich neigen; wenn man vor Höhen sich fürchtet und sich ängstigt auf dem Wege, wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich belädt und die Kaper aufbricht; denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klageleute gehen umher auf der Gasse; – ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt. Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat. Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, ganz eitel.


Dieses Zitat, wie auch die nur so kurze Blüte des Kapernstrauches symbolisieren die Vergänglichkeit des schönen erwachenden Frühjahrs, die sommerliche Reife der Natur, die ein Teil eines immerwährenden, „ewigen“ Jahreszyklus ist, und steht in Gegensatz zum Menschen, der in „sein ewiges Haus“ eingeht.


Kapernstrauch im Judentum und Christentum

Die kleinen aber zahlreichen ins Strauch-innere gerichteten Dornen des Kapernstrauches symbolisieren den leichten Weg von Yaacov und seinen beiden Frauen Lea und Rachel, sowie den 11 Söhnen (der Joseph war ja nach Ägypten als Sklave verkauft worden) ins ferne Land Ägypten (1 Moses 46:1-26). Denn die Dornen stechen nicht, wenn ich meine Hand hinein stecke zum Pflücken der Knospen oder Kapernäpfel. Aber oh je, wenn ich die Hand raus nehmen möchte, dann stechen die Dornen! Somit der Auszug aus Ägypten war ein sehr schmerzhafter Weg für das Volk der Israeliten.



Einige biblisch orientierte Botaniker sind der Auffassung dass die Dornenkrone Christus aus dem Kapernstrauch gemacht wurde. Der "Syrische Christusdorn" (Ziziphus spina-christi) ist vom Namen her der Baum aus dem die Dornenkrone geflochten wurde. Er hat unterschiedlich lange Dornen bis maximal 2 cm. Nur im bis zu 860 Meter hoch gelegenen Jerusalem ist es ihm viel zu kalt, und sein Verbreitungsgebiet ist vorzugsweise unter dem Meeresspiegel, bis maximal 200 Meter darüber. Daher ist der Christdorn ein dominierender Baum mit strauchartigem Wuchs in der Umgebung vom See Genezareth und den Oasen am Toten Meer, wie zum Beispiel in Ein Gedi.

Der Kapernstrauch ist in Jerusalem in fast jeder 2. Mauerspalte zu finden, entlang des Palmensonntagsweges, der Via Dolorosa, und als Prachtexemplare in voller Größe an der Klagemauer, und natürlich an vielen weiteren Orten in der Alt- und Neustadt. In Italien heißt es, dass Kapernsträucher nur Wind und Sonne zum Wachsen brauchen.


Die Kaper als Gewürz und Heilmittel


In Mittel-Europa kennt man die Kaper als Zutat für Königsberger Klopse, Hühnerfrikassee und Kartoffelsalat. Die geschlossenen, unreifen Blütenknospen werden seit der Antike als pikante Kochzutat verwendet, gelten aber auch als Heilmittel und Aphrodisiakum.


Roh sind sie ungenießbar, sie werden zunächst gewalkt und anschließend in Salzlake, Öl und/oder Essig eingelegt. Hierbei bildet sich Caprinsäure und Senfölglycoside, beides verleihen den Kapern ihren pikanten Geschmack – daher der Begriff Gewürzkapern. Die Kapernäpfel (Samenschoten) werden ebenfalls eingelegt und als Antipasta genutzt.

Den eingelegten Kapern und Kapernäpfeln wird eine appetitanregende Wirkung nachgesagt. Die alten Ägypter, Griechen, Römer und Araber nutzen den Kapernstrauch zur Behandlung von Arthritis, Hämorrhoiden, Leber- und Milzerkrankungen, und am wichtigsten als Aphrodisiakum. Und die Liste ist längst nicht vollständig.

Guten Appetit!


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