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  • AutorenbildIsrael Reiseleiter

Chagall Fenster in Jerusalem

Aktualisiert: 3. Apr.

Hadassah und Marc Chagall

Jahrelang hatte Marc Chagall auf einen Auftrag für Jerusalem gehofft, nur aus dem damals bettelarmen Land hat sich nie jemand getraut. Starke Frauen braucht ein Land, und 1959 fragte die Hadassah Frauenorganisation Chagall ob er die Gestaltung der Synagogen-Fenster übernehmen würde. Die Antwort war ein sofortiges begeistertes „Ja“!

Selbstverständlich verzichtete Marc Chagall auf sein Honorar und nur Kosten wie Material, Arbeitslohn, Ateliermiete, und Mitarbeiter wurden berechnet. Chagall und sein Assistent, der Glaskünstler Charles Marq, arbeiteten gut 2 Jahre an dem Projekt. „Während der ganzen Zeit meiner Tätigkeit fühlte ich, wie mir mein Vater und meine Mutter über die Schultern schauten, und hinter ihnen standen Juden, Millionen vergangener Juden von gestern und von vor tausend Jahren“ in Erinnerung an seine Familienmitglieder die im Holocaust ermordet wurden.

Charles Marq entwickelte eine besondere Technik der Farbstoffe auf Glas, das Chagall die Möglichkeit gab, bis zu 3 verschiedene Farben auf einer Glasfläche zu benutzen, und nicht jede Farbglasfläche durch Bleistreifen zu trennen.

„In diesen Fenstern wollte ich das Mysterium und die Spiritualität zum Ausdruck bringen, die ich in Israel zutiefst empfinde. Auch nachdem ich dies zu erreichen suchte, habe ich noch immer keine Theorie für meine Arbeitsweise. Ich habe nicht versucht, irgendeiner Theorie zu folgen. Gott schuf den Menschen ohne eine Theorie, und Kunst wird am besten ohne eine Theorie hervorgebracht. Das einzige, was in unserer Macht liegt, ist für die Kunst zu arbeiten. Das übrige erledigt Gott“ sagte Chagall.

Die Fenster stellen die 12 Söhne Jakobs dar, aus denen die 12 Stämme Israels hervorgingen: „Die Söhne, die Lea geboren hatte, waren: Ruven, der Erstgeborene, Simon, Levi, Juda, Issachar und Sebulon. Die Söhne, die Rahel geboren hatte, waren: Josef und Benjamin. Die Söhne von Bilha, der Dienerin Rahels, waren Dan und Naftali, die von Silpa, der Dienerin Leas, waren Gad und Ascher“ (1Moses 35:23-26).

Inspiriert wurde Chagall durch die Bibel: 1 Mose 49 (Segenssprüche Jakobs für seine 12 Söhne) und 5 Mose 33 (Segnungen Moses für die zwölf Stämme). Die Glasfarben wählte Chagall nach den Anweisungen Moses für die Priestergewänder: Blau, Rot, Grün und Gold oder Gelb (2 Mose 28). Die Fenster sind mit Tieren, Fischen, fließenden Objekten und zahlreichen jüdischen Symbolen ausgestattet. Um die Bedeutung der Fenster völlig zu verstehen, muss man Chagalls tiefe Verbundenheit mit der jüdischen Geschichte und Religion, ihren Tragödien und ihren Erfolgen verstehen, wie auch seine persönliche Erfahrung in Witebsks, wo er geboren und erzogen wurde.

Marc Chagall (1887-1985)

Geboren als Mark Segal in Witebsks (Weißrussland), und Sohn eines Heringshändlers. Für einen religiösen Schtettl-Juden war es gegen die Tradition zu malen. Nach vier Jahren Kunststudium in St. Petersburg ging Chagall nach Paris, behielt aber seinen eigenen Stil mit der einfachen religiösen Atmosphäre seines jüdischen Schtettl bei.


1914 besuchte Chagall sein Zuhause, wurde vom Ersten Weltkrieg erwischt und bekam einen Schreibtischjob in einem Regierungsbüro. Nach der Revolution von 1917 wurde er zum Kunstkommissar der Provinz Witebsks ernannt. 1919 half Chagall bei der Gründung des Moskauer Jiddischen Staatstheaters und produzierte seine berühmten Wandgemälde für die Stücke von Gogol, Tschechow und Schalom Aleichem. Chagall kam mit der „sozialistischen Kunst“ nicht klar und reiste 1922 nach Paris, schloss sich einer Gruppe jüdischer Maler an - bekannt als die Schule von Paris.

1937 wurde Chagall in die NSDAP Ausstellung „Degenerierte Kunst“ in München aufgenommen. Mit der Besetzung Frankreichs durch die Nazis floh Chagall nach Marseille. Über Spanien und Portugal flohen die Chagalls in die USA nieder und kehrten 1948 nach Frankreich zurück.

Chagalls Werke sind bunt, die Bilder sind Fantasien aus dem Tanakh seiner Kindheit. Er war kein religiöser Jude, blieb aber immer tief mit dem Judentum verbunden. Wenn er christliche Motive für Kirchenfenster verwendete, tat er dies in Kombination mit alttestamentlichen Szenen.

Für unsere Knesset entwarf Chagall einige Jahre später Bodenmosaike und Wandteppiche.

Reise nach Jerusalem

Die vollendeten Fenster wurden erst einmal im Louvre in Paris und anschließend im Museum of Modern Art in New York ausgestellt. Bei der Einweihung zum 50. Jahrestag von Hadassah am 6. Februar 1962, sagte Marc Chagall mit Freude: „… meine bescheidene Gabe dem jüdischen Volk zu überbringen, dem Volk, das immer von der biblischen Liebe geträumt hat, von Freundschaft und Frieden unter allen Völkern. Dem Volk, das hier schon vor Tausenden Jahren unter anderen semitischen Völkern gelebt hat. Meine Hoffnung ist, dass ich hierdurch meine Hand zu Kultur suchenden, zu Dichtern und zu Künstlern unter den Nachbarvölkern ausstrecke.“

Die Synagoge

Die Synagoge wurde von dem Bauhaus Architekten Joseph Neufeld als Rechteck entworfen, und ihre Zierde sind die Chagall-Fenster. Die Synagoge wird bei Tageslicht durch die Fenster, und nachts durch einen hängenden Kronleuchter beleuchtet - wodurch die Fenster dann von außen sichtbar werden.

Aus dem tiefer liegenden quadratischen Innenbereich mit der Bima für die Thora erheben sich die Fenster, so wie sich die Stämme Israels um die Bundeslade gruppierten. Jede der vier Wände hat drei Fenster: 4 + 3 = 7, das ergibt wiederum die 7 Wochentage und die 7 Zweige der Menora. 4 x 3 = 12, die 12 Stämme Israels. Jedes Fenster ist 3,5 Meter hoch und 2,5 Meter breit

Die Fenster

Während des Krieges von 1967 beschädigten jordanische Granatsplitter vier Fenster schwer, und Chagall kam im Alter von 80 Jahren nach Jerusalem und führte die Reparaturarbeiten durch, die 18 Monate dauerten.


Ruven (blau) - Er war der erste Sohn. Der erste Tag der Schöpfung, der das Wasser und der Himmel war.


Simon (dunkelblau) - Er rächte den Vergewaltiger von Dina, erhielt daher nicht Jacobs Segen und wurde verdrängt. Der harte und brutale Kämpfer Simeon ist das Gegenteil von Levi.


Levi (leuchtend gelb) - Tempelpriester (gelbe Gewänder), abgebildete jüdische Symbole: Schabbatkerzen, 10 Gebote, Opfer für den Tempel.

Juda (dunkelrot) - Das Haus von David und Salomon, eine Krone und ein Löwe, das Symbol von Juda und Jerusalem. Der reiche Stamm und Jakov sagten, dass sie ihre Kleidung in Wein waschen würden (dunkelrote Hintergrundfarbe). Hand mit 4 Fingern zeigt die segensreiche Hand Jakobs.


Sebulon (hellrot) - Der Stamm ließ sich als Fischer an der Küste nieder, daher Fische und Schiffe.


Issachar (grün) - Sie waren Bauern (grün) und arbeiteten hart wie ein Esel. Loch im Bauch vom Esel durch Granatsplitter aus dem 1967 Krieg.


Dan (blau) - Stamm der Richter, Maßstab des Urteils mit zwei Müttern, die um ein Kind streiten. Eine Schlange kriecht über die Basis einer Menora (Jakov sagte, dass die Leute von Dan wie eine Schlange kriechen würden). Chagall porträtierte sein Kinderhaus.


Gad (grün) - Pferde entkommen und Waffen häufen sich, sie lebten in der Grenzregion.


Ascher (olivgrün) - Von diesem Stamm stammte das Öl, abgebildet sind Olivenbäume und eine Taube mit einem Zweig. Es war ein reicher Stamm, der die schönsten Frauen hatte.


Naftali (gelb) - Er rennt zu seinen Brüdern mit der Nachricht, dass Joseph in Ägypten lebt. Ein schneller Hirsch wird gezeigt. Gelb - Farbe der Wüste.


Josef (orange) - Bevorzugter Sohn von Jakov. Der rote Teil interpretiert die Träume des Pharaos von sieben fetten und mageren Kühen. Jakov verkaufte Brot an seine Brüder - Brotkorb.


Benjamin (blau) - Als Rahel starb, beschützten ihn seine 11 Brüder (Farben der anderen 11 Fenster). Jerusalem in Gold, aber ohne Mauern, und offen für alle.

Lust auf Israel und Jerusalem bekommen? Lade Sie ein sich meine Stadtrundgänge in Jerusalem und Tel Aviv anzuschauen und würde mich freuen von Ihnen zu hören.


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